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19.3.2024 - 8:04

Geschichte der Turnhalle von 1906 bis heute

Turnhalle 1907

Am 3. März 1906 fand eine außerordentliche Mitgliederversammlung des 1861 gegründeten Turnvereins Pappenheim statt, deren Hauptgegenstand die Beratung und Beschlussfassung über die Erbauung eines eigenen Turnhallengebäudes bildete. Da auch das "anwesende, verehrte Stadtoberhaupt tatkräftige Unterstützung und Förderung" in Aussicht stellte, beschloss die Versammlung einstimmig den Bau. Die vorhandene Deckungslücke hoffte man durch finanzielle Unterstützung und Hilfeleistung der Mitglieder und durch sog. "Bausteine von Freunden und Gönnern der Turnsache" schließen zu können. Vorstand und ein eigens gebildeter Ausschuss sorgten für sofortige Umsetzung der Pläne. Zusätzliche Einnahmen erhielt man durch Veranstaltungen, wie dem Kellerfest auf dem Beck’schen Keller am 29. Juli 1906 und durch attraktive Sportwettkämpfe, wie dem Faustballwettspiel zwischen der Weißenburger, Donauwörther und Pappenheimer Faustballriege am 16. September 1906, wobei Weißenburg damals Mittelfranken bestes Team stellte. Bereits im November 1906 "erhebt sich auf der alten Turnstätte ein Bau, der nicht nur durch Einfachheit und Schönheit in der Ausführung, sondern auch durch Zweckmäßigkeit den hiesigen Verhältnissen und vor allem den turnerischen Anforderungen voll und ganz gerecht zu werden verspricht". 12.000 Mark sollte die Turnhalle kosten, wovon der Verein erst 2/3 hatte. Weitere Werbeveranstaltungen wurden durchgeführt, wie ein Konzert- und Theaterabend am 18.11.1906 mit dem Volksstück "Die Dorfhexe". Darüber hinaus beteiligten sich "dem TV zwar fern stehende, aber gemeinnützig denkende Einwohner mit edlen Spenden". Bereits am 1. Dezember fand nachmittags um 4.00 Uhr die Hebefeier "in einfacher, schlichter, turnerischer Weise" statt. Zur gleichen Zeit fand auch die Hebefeier der mit einem Aufwand von 50.000 Mark zu erbauenden Turnhalle des Nachbarvereins Treuchtlingen statt.

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Einladung zur Einweihung der Turnhalle 1907

Am Sonntag, den 14. Juli 1907 war es dann soweit: Die feierliche Einweihung der Turnhalle mit Festzug, Weiheakt, Turnübungen, Konzert und geselliger Unterhaltung wurde durchgeführt. Ganz Pappenheim war auf den Beinen, um teilzunehmen. Viele Gäste, "Turnbrüder" wie Offizielle, waren anwesend. Noch im gleichen Monat wurde auch das Gauturnfest in Pappenheim durchgeführt. Die neue Turnhalle ließ nun auch mehr Aktivitäten zu: Im April 1908 beschloss der Vorstand, neben der bereits bestehenden Knabenabteilung auch eine Mädchen-Jugendabteilung ins Leben zu rufen. Die Aufnahme erfolgte vom 4. Schuljahr an. Als neuer Vorturner wurde Ludwig Frick gewählt. Dieses Amt lag dem Turnverein stets sehr am Herzen/und auf die richtige Wahl war seit Beginn des Vereins stets großer Wert gelegt worden. Am 25. Juni 1911 konnte der Turnverein schließlich das 50-jährige Gründungsfest begehen. Auch diesmal zog der Verein alle Register, neben dem Festakt gab es turnerische Vorführungen und einen geselligen Teil. Einen großen Einschnitt für das Vereinsleben wie für Pappenheim brachte dann der Erste Weltkrieg von 1914 - 1918. Doch bewährte sich gerade in dieser schweren Zeit das Vereinsleben. Die Turnhalle diente währenddessen als Lazarett. Erst im Jahr 1919 konnte der Turnbetrieb wieder aufgenommen werden. Im Oktober 1920 wurde in der Turnhalle eine Gedenktafel für die im Krieg gefallenen 13 Turnvereinsmitglieder enthüllt. Die düstere Zeit, die ab 1929 mit der Weltwirtschaftskrise und ganz besonders ab 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten über Deutschland herein brach, betraf auch den Turnverein. Er schloss sich dem "Reichsbund für Leibesübungen" an und wurde damit Teil der nationalsozialistischen Bewegung. So gab es nicht mehr den Vorstand, sondern nur noch die "Vereinsführer". Das gesamte Vereinsleben erlahmte in dieser Zeit, besonders das aktive Leben in der Turnhalle. Lediglich Fußball wurde noch gespielt. Der Grund dafür war, dass nach der Überführung der aktiven Turner und Jugend in SA und HJ der Dienst in diesen Formationen vorging. 1936 richtete der Turnverein zwar noch das 75-jährige Gründungsfest aus, doch trat er sonst kaum noch in Erscheinung. 1940 wurde die letzte Mitgliederversammlung abgehalten. Der Weltkrieg machte weitere Vereinsaktivitäten unmöglich.

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Bauplan
Bauplan

1945, nach dem Ende des Krieges, wurde der Turnverein durch die Militärregierung aufgelöst. Die Turnhalle war seit 1944 - 1947 als Produktionsstätte für die Nürnberger Firma Metrawatt requiriert worden, danach kam sie unter Vermögensverwaltung, das Vereinsguthaben wurde gesperrt. Die Auflösungsverfügung bedeutete rechtlich - wie sich später herausstellte - jedoch lediglich eine Entziehung der Handlungsfähigkeit, als juristische Person bestand der Turnverein weiter. Damit konnte der vorübergehende Plan, den Turnverein nicht mehr zu gründen und stattdessen Vermögen und Turnhalle in die 1946 gegründete TSG Pappenheim eingehen zu lassen, nicht verwirklicht werden. 1949 wurde das Vermögen des Vereins unter der Bedingung wieder freigegeben, dass der Turnverein durch Generalversammlungsbeschluss wieder neu gegründet wird. Dies geschah im März 1949 in Anwesenheit von 19 Mitgliedern. Ein neuer Abschnitt der Vereinsgeschichte konnte beginnen.

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Turnhalle 1986
Turnhalle 1986

Zunächst schienen die Schwierigkeiten überwindlich. Die Turnhalle war verwahrlost, die meisten Turngeräte waren verschwunden, das  Guthaben auf DM 24,— zusammengeschmolzen. Jedoch traten allmählich fast alle früheren Mitglieder dem Verein wieder bei, und ab 1950 gab es auch wieder Turnstunden für Schülerinnen und Schüler. Es begann jetzt die "Ära Bickel", der seit der Übernahme der Vorstandschaft zwischen 1950 und 1974 nicht nur die Vereinsgeschicke, sondern auch - zeitweise in allen Abteilungen! - die Übungsstunden leitete, Sportfeste und Wettkämpfe organisierte und den Verein nach außen hin vertrat. Die wirtschaftliche Notlage zwang den Verein zunächst jedoch, die Turnhalle zwischen 1952 und 1956 wiederholt an die Fa. Frick (Wiegand) zu vermieten. Vorstand Bickel sah sich dabei großem Druck ausgesetzt, da gedroht wurde, die Möbelfabrik werde aus Pappenheim abwandern, falls sie die Turnhalle nicht bekäme. Privat wie auch geschäftlich musste Hans Bickel große Nachteile in Kauf nehmen, um die Turnhalle dem Verein erhalten zu können. Erst als sie wieder völlig frei war konnte an einen zielstrebigen Neuaufbau gedacht werden, den schließlich die Frauenriege mit Turnen und Gymnastik machte. Ab 1955 fand dann in allen Abteilungen wieder regelmäßiger Turnbetrieb statt.

Ein "Sorgenkind" blieb aber die Turnhalle. Ihr Zustand war immer schlechter geworden. 1956 beschloss der Turnrat die Instandsetzung. Sie begann mit der Erneuerung des Fußbodens in der Zeit von 1958 - 1961. 1961 wurde die Turnhalle neu verputzt  und Fenster und Türen gestrichen, 1963 eine Heizung eingebaut. Bis 1969 standen die Wieder- und Neubeschaffung von Turngeräten auf dem Programm. Von 1972 - 1973 wurde schließlich ein Erweiterungsbau durchgeführt: Der alte Anbau entsprach nicht mehr den Bedürfnissen der Mitglieder, sodass er abgerissen wurde und in einem neuen Anbau nun sanitäre Anlagen, Wasch- und Duschräume, Umkleideräume und ein Geräteraum untergebracht wurden. 1981 wurde eine neue Beleuchtung eingebaut, wobei gleichzeitig unter die Decke eine Wärmedämmung eingezogen wurde. Ab 1984 wurden dann wieder erste Erhaltungsarbeiten fällig und 1986 wurde die Turnhalle außen und vor allem innen vollständig renoviert.

Turnhalle heute
Turnhalle heute

Zwischendurch wurden immer wieder auch "Kleinigkeiten" repariert, z.B. Decken mit Holz verkleidet, die Heizung saniert und zum Teil erneuert, sowie regelmäßig neue Geräte angeschafft. All diese Arbeiten kosteten ca. DM 200.000. Einen großen Teil hiervon brachte der Turnverein selbst auf, doch wäre er ohne die Zuschüsse seitens des Bayerischen Landessportverbandes, der Regierung von Mittelfranken, des Kreises Weißenburg und der Stadt Pappenheim überfordert gewesen. Aber auch viele freiwillige Arbeitsstunden eines Teils der Mitglieder waren nötig, um all diese Maßnahmen durchführen zu können.

Im Jahr 2007 fand eine erneute Innensanierung der Turnhalle statt, an der sich ebenfalls zahlreiche Mitglieder ehrenamtlich beteiligten. Pünktlich zum 100-jährigen Bestehen der Turnhalle waren die Sanierungsarbeiten abgeschlossen.

 

Quelle: Chronik - 125 Jahre Turnverein Pappenheim (1986)

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Adresse

Turnhalle
Schützenstraße 13
91788 Pappenheim

Mail: -
Internet: www.tv-pappenheim.de

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