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5.10.2024 - 2:19

Einfluss der Nationalsozialisten auf Pappenheim

7.1 Arbeitsdienst

Umzug innerhalb der Stadt, gut zu erkennen ist der Kolonialwarenladen der Familie Schimmel, das Foto muss aus dem Zeitraum 1933 – 1936 stammen.

Der Arbeitsdienst, der als Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im Dritten Reich gesetzlich vorgeschrieben Pflicht war, umfasste natürlich auch die Pappenheimer Jugend.

Der RAD (Reichsarbeitsdienst) wurde 1935 als staatliche Einrichtung ins Leben gerufen. Zu bemerken ist, dass der RAD nicht der NSDAP unterstand, sondern eine so genannte „Reichsorganisation“ war. Zweck des RAD war es – auch wenn die Einrichtung nicht der NSDAP unterstand - den 18-jährigen männlichen Verpflichteten militärische Disziplin beizubringen und sie somit für eine Zukunft als Soldat vorzubereiten. Die Mädchen sollten sich später einmal mit ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter identifizieren.

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7.2 Verhaftungen und Widerstand

Dass es auch in Pappenheim Verhaftungen und Widerstand gegeben hat, ist nach den Berichten der Mehrheit der Zeitzeugen klar, wenn auch nicht ganz unumstritten, so behaupten immer noch einige Pappenheimer, dass es weder Verhaftungen noch Widerstand gegeben hätte.

Neben den kurzzeitigen Verhaftungen, also der Festnahme von Personen, die kurz nach ihrer Haft wieder frei kamen, waren auch drei Pappenheimer in Dachau interniert. Einer von ihnen war der Vater einer Zeitzeugin, er war Anhänger der SPD, ob er Parteimitglied war, bleibt bislang unklar. Beim Bau einer Straße in Pappenheim war er Vorarbeiter und bekam den Auftrag – von wem genau bleibt leider ebenfalls unklar – einen Stapel Blätter mit nationalsozialistischen Inhalt auszuteilen. Die Tatsache, dass er dies verweigerte, und der Zufall, dass gerade er auf ein Blatt, das es wohl irgendwie aus der Bauhütte herausgeweht haben muss, gestiegen ist und ein Mitglied der SA ihn dabei sah, führte zu seiner Internierung in Dachau. Dort musste er, wie weitere Mitgefangene an der Errichtung des Lagers mithelfen, konnte aber nach einem halben Jahr wieder nach Pappenheim zurückkehren. Aus Angst vor weiteren Repressalien erzählte er jedoch nichts darüber, was er dort erlebt hatte, lediglich, dass er bei Bauarbeiten mithelfen musste.

Widerstand leistete auch der „Reichsbanner“ in Pappenheim. An einem Faschingsdienstag in den Jahren vor 1933 verübten 25 Angehörigen des Reichsbanners und auch der „Eisernen Front“ einen „Überfall“ auf fünf SA-Männer. Der Vorfall dürfte aber wohl eher eine Prügelei als ein Überfall gewesen sein, die Gegendarstellung in der Pappenheimer Zeitung zu einem diesbezüglichen Artikel der „Fränkischen Tagespost“ stammt von den Ortsgruppen der SA bzw. der NSDAP.

Erwähnt werden muss hier noch, dass es damals in Pappenheim auch unbestätigte Gerüchte gab, dass zwei homosexuelle Pappenheimer Bürger verhaftet wurden. Was mit ihnen geschah bleibt unklar.

Alles in allem war der Widerstand gegen das NS-Regime in Pappenheim relativ gering, die Pappenheimer waren, wie bereits erwähnt, teilweise eben doch sehr nationalsozialistisch gesinnt.

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7.3 Reichskristallnacht

Der Begriff „Reichskristallnacht“ oder „Kristallnacht“ definiert die von der Initiative J.Goebbels ausgehende und von der SA durchgeführte systematische Zerstörung von Synagogen und jüdischen Geschäften in weiten Teilen des Deutschen Reiches.

Im Falle Pappenheims existiert eine Anzahl von unterschiedlichen Berichten über die Vorfälle:

Ralf Rossmeisel schreibt zum 9./10 November 1938 folgendes:

„[…] wurde vor der Synagoge ein Feuer mit dem Gestühl angezündet, die Fenster eingeschlagen, die Synagoge selbst blieb verschont, da sie seit 1937 bereits in Gemeindebesitz war. Der Friedhof wurde vollständig zerstört, die Steine im Straßenbau verwendet, nach dem Krieg zum Teil wieder geborgen […]“

Dies widerspricht jedoch den Berichten einiger Zeitzeugen, nach deren Aussagen waren die Beschädigung und teilweise Zerstörung des Inventars der Synagoge in Pappenheim lediglich die Tat von Jugendlichen, die z.B. das Zinn der Fensterläden entfernten, um daraus Zinnfiguren zu gießen. Für die Zerstörungen innerhalb der Synagoge sollen ebenfalls Jugendliche verantwortlich gewesen sein.

 Die Pappenheimer Synagoge befand sich damals schon in Gemeindebesitz, eine Zerstörung durch die SA ist also, trotz R.Rossmeisels Aussagen, doch eher unwahrscheinlich.

Die Ritualien der Synagoge waren zu dieser Zeit nicht mehr in Pappenheim, sie wurden nach dem Verkauf des Gebäudes an die Stadt Pappenheim in die Synagoge nach Treuchtlingen gebracht.

Natürlich gibt es auch Aussagen, dass in der Reichskristallnacht in Pappenheim überhaupt nichts passiert ist.

Sicher ist jedoch, dass der NS-Betriebszellenleiter Karl K. am Abend des 9. Novembers um ca.10 Uhr in Pappenheim die Mitlieder der SA sammeln ließ, von wo aus sie nach Treuchtlingen fuhren. In Treuchtlingen verlief die Reichskristallnacht im Vergleich zu Pappenheim keinesfalls so „harmlos“. In der Nacht auf den 10.11.1938 wurde die Synagoge samt Inventar in Brand gesteckt.

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7.4 Nationalsozialistische Persönlichkeiten in Pappenheim

Marktplatz

Trotz seiner geringen Einwohnerzahl von 3497 Einwohnern (einschließlich den Gemeinden Übermatzhofen, Bieswang, Ochsenhart, Geislohe, Göhren und Neudorf) wurde Pappenheim mindestens einmal von Julius Streicher, einem der fanatischsten Antisemiten und Herausgeber des Hetzblattes „Der Stürmer“ besucht. Am „Zimmerer Berg“ (zwischen Pappenheim und Zimmern) führte er den ersten Spatenstich für den Bau eines Müttergenesungsheimes durch und hielt Reden in Pappenheim, wahrscheinlich am Marktplatz, der am 1. Mai 1933 in „Adolf-Hitler-Platz“ umbenannt wurde.

Natürlich wurde das Muttergenesungsheim nie gebaut, die finanzielle Lage der Gemeinde hätte dies nicht erlaubt.

Charakteristisch für den Antisemiten Streicher war, dass er in Pappenheim mindestens einmal eine Peitsche bei sich trug, obwohl er sicherlich mit einem Auto oder der Bahn anreiste. Da ist es nicht verwunderlich, dass ein junger Pappenheimer ihn fragte, ob er denn diese Peitsche bräuchte, wenn er einem Juden begegnete.

Und sogar der Duce soll schon in Pappenheim vorbeigekommen sein, da Treuchtlingen Verkehrsknotenpunkt der Bahn war, wäre dies durchaus möglich.

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